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Photovoltaik: Fatale Sonnenfinsternis in Deutschland |
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Im Jahr 2011 konnte man noch sagen, dass Deutschland Weltmarktführer im Bereich der erneuerbaren Energien sei. Heute sind das Konzerne wie Suntech oder Yingli. Sie und weitere chinesische Unternehmen vereinen fast die Hälfte des globalen Umsatzes mit Solarzellen auf sich und erzielen annähernd 60 % der Gewinne.
von Robert Wouters
LANDSBERG (pd/ks). Deutsche Solar-Unternehmen dagegen geraten seit einigen Monaten immer häufiger in Schieflage. Der einstige Branchenführer Solon ist zahlungsunfähig und kann nur mit arabisch-indischer Hilfe durch den Microsol-Konzern überleben. Conergy aus Hamburg verbuchte im Jahr 2011 einen Verlust von 162 Mio Euro. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat deshalb Conergy 2012 auf den Spitzenplatz der Liste der „50 größten Kapitalvernichter“ in gesetzt. Großkonzerne wie Siemens müssen Mio auf ihr Solargeschäft abschreiben. Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen stellte am 3. April 2012 beim Amtsgericht Dessau Insolvenzantrag. Im Jahr 2011 beliefen sich die Verluste auf 846 Mio Euro. Q-Cells soll nun an einen oder mehrere Investoren verkauft werden. Die Liste lässt sich leider fortsetzen: Scheuten Solar, die einst in Freiburg das größte Solarmodul der Welt präsentiert hatte und die Firma Odersun aus Frankfurt an der Oder gingen in die Insolvenz. Phoenix Solar aus dem bayerischen Sulzemoos gerät in Bedrängnis. Die amerikanische First Solar wird die Produktion in Deutschland im vierten Quartal 2012 aufgeben.
Denn die Branche leidet weltweit unter dem Konkurrenzkampf mit China. First Solar schließt deshalb auch vier Produktionslinien in Malaysia. First Solar ist spezialisiert auf sogenannte Dünnschicht-Module für Solarparks. Aber für die entfällt mit der zum 1. April 2012 im Bundestag verabschiedeten Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) die Förderung in Deutschland völlig. Vor dem Problem hat Solar Millenium schon im Dezember 2011 kapituliert. Diese Pleite traf Tausende Kleinanleger, die dem Unternehmen aus Erlangen für den Bau von Solarthermie-Kraftwerken Geld geliehen hatten. Auch diese Anwendung der Solarenergie ist durch die günstigen Photovoltaik-Zellen aus China in Bedrängnis geraten. Am 20. März 2012 wurde das Unternehmen Solarhybrid aus Brilon in Nordrhein-Westfalen, das ebenfalls auf den Bau großer Solarstrom-Kraftwerke spezialisiert ist, zahlungsunfähig.
Andererseits: Noch nie wurden in Deutschland so viele Solaranlagen wie im Jahr 2011 installiert. Aber leider nicht mit heimischen Paneelen. Die Angebote von Yingli oder Suntech aus China sind oft viel billiger und nicht viel schlechter als deutsche Produkte. Die Preise fielen zuletzt um bis zu 45%, weil es weltweit zu große Produktionskapazitäten gibt. Bosch zum Beispiel, stieg im Jahr 2008 in die Produktion ein. Heute sagt der stellvertretende Bosch-Chef Siegfried Dais: „Wir kämpfen – wie andere Unternehmen auch – mit Überkapazitäten, fallenden Preisen für Module und Billiganbietern aus China.“ In den vergangenen drei Jahren hat das Unternehmen den Ausbau der Sparte massiv vorangetrieben und rund zwei Mrd Euro investiert. Aber im vergangenen Jahr gab es wegen der Preiseinbrüche Abschreibungen von rund 500 Mio Euro. Das ist bitter. Noch vor wenigen Jahren galt Deutschland als Weltmarktführer.
Branchenkenner kritisieren: Deutsche Hersteller haben sich jahrelang auf der Solarförderung ausgeruht. Denn Solarzellen sind mittlerweile relativ einfach herzustellen. Die Produktion ist zwar weitgehend maschinell, doch auch das geht in China einfach günstiger. Dazu genießt die Solarindustrie in Peking hohe Priorität, die Hersteller werden mit günstigen Krediten verwöhnt. Deutsche Firmen wie Q-Cells haben – abgefedert durch die deutsche Solarförderung – den Wettbewerb lange nicht in voller Härte gespürt. Aber ausgerechnet der Förder-Boom der vergangenen Jahre wird den deutschen Solarfirmen nun zum Verhängnis. Denn die große Nachfrage hat die industrielle Massenproduktion der Zellen vor allem in China angetrieben. Die Folge: Die Preise fallen schneller, als die Unternehmen die Produktionskosten senken können.
Ein Blick auf den Internationalen Markt zeigt: Vier der sechs Größten der Branche kommen bereits aus China und weitere 500 chinesische Solarfirmen drängen auf den Markt. Experten sagen: Ein Solarboom, angetrieben durch Fördergelder in Deutschland und anderen europäischen Staaten. Doch mit dem Markteintritt der Chinesen verfielen die Preise und damit anscheinend auch die Zukunft für die deutsche Solarbranche.
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